Vor einiger Zeit, genauer gesagt im letzten Frühjahr, habe ich gemeinsam mit meiner guten Freundin und Kollegin Naomi unsere erste Podcast-Folge mit dem Titel "ZWISCHENRAUM" aufgenommen. In dieser Folge versuchten wir, unser damaliges Lebensgefühl zu skizzieren. Etwas später schrieb ich auch einen Blogbeitrag über das Phänomen "ZWISCHENRAUM". Es beschreibt einen Zustand, in dem sich viele von uns befinden: Das alte Leben fühlt sich nicht mehr stimmig an, vieles löst sich auf, manches endet schlagartig. Und das Neue? Es will sich einfach nicht zeigen, oder das, was ich mir wünsche oder anstrebe, lässt sich irgendwie (noch) nicht umsetzen.
Diesen "Zwischenraum" auszuhalten oder zu akzeptieren, kann manchmal sehr anstrengend sein. Wie viele andere habe ich das Gefühl, dass sich dieser Zustand nach anderthalb Jahren nicht wirklich verändert hat. Doch wenn ich persönlich auf einer anderen Ebene schaue, auf die inneren Prozesse und Entwicklungen – sowohl bei mir selbst als auch bei den Personen, die ich in dieser Zeit begleitet habe – wird deutlich, dass viel im Innern passiert ist. Oft sind wir jedoch so geprägt, dass wir uns nur mit äußeren, greifbaren Errungenschaften zufrieden geben (ein erfolgreicher Job, eine berufliche Herausforderung…)
Zurzeit höre ich in meinem Umfeld und unter meinen Klientinnen und Klienten häufig den Begriff "Warteraum". „Ich fühle mich, als ob ich die ganze Zeit im Warteraum sitze,“ oder: „Eigentlich fühlt sich mein ganzes Leben so an, als würde ich im Warteraum sitzen und immer auf etwas warten.“ „Wenn dann endlich der neue Job da ist, dann…“ Die Menschen warten auf die berufliche Herausforderung, den perfekten Job, die optimale Gelegenheit … und wenn das eine oder andere dann da ist, warten sie aufs nächste.
Ist "Zwischenraum" und "Warteraum" dasselbe? Meines Erachtens gibt es einen großen Unterschied zwischen diesen beiden Räumen, oder nennen wir sie besser "innere Haltungen in äußeren Umständen":
Der Zwischenraum ist ein gegenwärtiger Moment, in dem wir uns wiederfinden. Wir nehmen ihn an und können uns bewusst machen, dass es eine Übergangsphase ist, die wir mit Geduld und Vertrauen liebevoll gestalten. Der Warteraum hingegen fordert uns beinahe auf, in den Widerstand zu gehen. Hier wollen wir weg und sind lediglich darauf bedacht, bald unser Ziel zu erreichen. Ein Warteraum fühlt sich für mich anstrengend an. Ich stelle mir vor, wie die Menschen dort sitzen, an ihren Handys scrollen, immer nervöser werden und ständig auf die Uhr schauen, wann sie endlich dran sind. Im Zwischenraum hingegen muss keine Hektik herrschen. Er lädt dazu ein, zur Ruhe zu kommen oder auch aktiv zu werden. Er eröffnet Möglichkeiten zur Selbstbesinnung und Selbstbestimmung.
Wie können wir uns das Leben in einer Übergangsphase so angenehm wie möglich gestalten? Es ist vielleicht ein bisschen wie das Einrichten einer Wohnung, in der wir gerade zur Zwischenmiete wohnen. Wir wissen, wir bleiben hier nicht für immer, aber für den Augenblick darf sie schön sein und zu uns passen. Wir können sie verändern, wenn uns danach ist. Wir können eine hübsche Vase mit frischen Blumen, wohltuende Kerzen oder Bilder aufstellen.
Es erfordert Mut, dem Leben zu vertrauen, dass sich das Neue, wenn es soweit ist, in seiner ganzen Pracht zeigen wird. Bis dahin können wir uns darin üben, bereits jetzt die Fülle in unserem Leben zu fühlen. Und wenn das Leben zur Handlung einlädt, dann warten wir einfach mal nicht auf „den richtigen Zeitpunkt“, sondern gehen bereits jetzt Schritt für Schritt für Schritt.
Wenn Du Ideen hast, dann fang doch mal an, das eine oder andere umzusetzen. Kleinschrittig. Lege Samen. Melde Dich für den langersehnten Workshop an, tausche Dich mit Gleichgesinnten aus oder probiere einfach mal etwas Neues. Und wenn Du gerade nicht weißt, wie es auf der anderen Seite aussieht, ist das völlig okay.
Der Übergang fügt alles zusammen...